We use cookies in this website to give you a personalized experience. See our cookie policy.

Der 360-Talents Blog

Featured Image
Recruiting Die finstere Seite vom Arbeitszeugnis

by Andre published vor 3 Monaten

Ein Arbeitszeugnis gibt Auskunft über die Leistung und das Verhalten eines Arbeitnehmers. Darum sind Arbeitszeugnisse in konventionellen Rekrutierungsprozessen ein wichtiges Instrument, um die Passung einer kandidierenden Person zu bewerten. Keine vorhandenen oder vom Arbeitgeber ungewöhnlich formulierte Zeugnisse, schränken die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Stellensuche und damit das berufliche Fortkommen stark ein. Hinter den nur scheinbar objektiven Beurteilungen über die Leistung und das Verhalten in Arbeitszeugnissen, verbirgt sich ein Phänomen, welches als "Arbeitszeugnis-ABC" beschrieben wird. Das Phänomen zeigt auf, welche tiefgreifenden Auswirkungen Arbeitszeugnisse auf das Arbeitsklima, der Unternehmenskultur und das Verhalten von Mitarbeitenden hat.

Machtgefälle und Druck

Verantwortliche Vorgesetzte können Arbeitszeugnisse nutzen, um Macht auszuüben um Mitarbeitende besser zu kontrollieren. Ein Klima der Angst und Unterwerfung am Arbeitsplatz hat weitreichende negative Auswirkungen auf Mitarbeitende, aber auch auf die Organisation selbst. Mögliche Folgen sind eine vergleichsweise tiefe Produktivität, fehlendes oder eingeschränktes Feedback, eine hohe Fluktuation und gesundheitliche Probleme.

Strategisches Verhalten

Wenn Mitarbeitende sich nicht authentisch zeigen, ihre wahren Gedanken, Gefühle und Ideen verbergen, ist das Vertrauen und der Zusammenhalt im Team beeinträchtigt. Es können keine echte Verbindungen entstehen. Wenn Mitarbeitende sich nicht frei fühlen, ihre Ideen und Vorschläge zu äussern, ist die Innovationsfähigkeit beeinträchtigt. Ein Mangel an Offenheit und ehrlicher Kommunikation führt sehr oft zu ausgesprochenen oder nicht ausgesprochenen Konflikten.

Phänomen Arbeitszeugnis-ABC

Das "Arbeitszeugnis-ABC" beschreibt die Tendenz von Mitarbeitenden, sich in ihrem Verhalten anzupassen, um schlechten Bewertungen zu entkommen oder positivere Bewertungen zu erhalten. Es setzt sich aus drei Schlüsselkonzepten zusammen:

  • Anpassung (A): Mitarbeitende passen sich den Erwartungen und Vorlieben ihrer Vorgesetzten an, um in ihren Arbeitszeugnissen gut bewertet zu werden. Dies kann dazu führen, dass sie ihre wahre Ansichten oder Arbeitsweisen verbergen und sich stattdessen so verhalten, wie es von ihnen erwartet wird.
  • Blendung (B): Dies bezieht sich darauf, dass Mitarbeitende bestrebt sind, in ihren Arbeitszeugnissen ein übertrieben positives Bild von sich selbst zu präsentieren. Sie betonen ihre Erfolge und Stärken, während sie etwaige Schwächen oder negative Aspekte ihrer Leistung verschleiern oder minimieren.
  • Compliance (C): Mitarbeitende folgen den Erwartungen und Vorgaben ihrer Vorgesetzten, um keine negativen Bewertungen in ihren Arbeitszeugnissen zu riskieren. Sie verhalten sich regelkonform und versuchen, Konflikte zu vermeiden, um keine potenziell schädlichen Einträge in ihren Zeugnissen zu erhalten.

Die Bewertungen von Mitarbeitenden bewirken Dynamiken

Das Phänomen "Zeugnis-ABC" verdeutlicht die komplexen Dynamiken, die bei der Bewertung von Mitarbeitenden durch Arbeitszeugnisse auftreten können. Es unterstreicht die Bedeutung einer offenen und transparenten Feedbackkultur sowie fairer und objektiver Bewertungsmethoden, um die Abhängigkeit von Arbeitszeugnissen als Machtinstrument zu verringern und eine gesunde Arbeitsumgebung zu fördern.

Abschaffung von Arbeitszeugnissen

Welche Vorteile ergeben sich, wenn Arbeitszeugnisse abgeschafft würden? Was hätte dies für Auswirkungen auf das Recruiting? Wir werden im nächsten Blog Beitrag diese Fragen beantworten.